Von vielen Kritikern geschmäht für ihren Melodicrock mit Anleihen aus den 70ern und 80ern, von ihren Fans geliebt für knackige Coverversionen, eigene Rocksongs und gefühlvolle Balladen: Die Schweizer Band Gotthard ist seit den 90ern eine feste Größe in der Rockwelt, und gerade erst haben sie für weitere drei Alben bis 2012 unterschrieben.
1990 taten sich einige junge Schweizer Rockfans im malerischen Lugano im Tessin zusammen und gründeten die Rockband Krak, die auch bald einige kleinere Erfolge verbuchen konnte. Doch erst im Jahr darauf begann ihre eigentliche Bandgeschichte – und den Startschuss dazu hatten sie einem Musiker zu verdanken, der gar nicht für sie spielte.
Gemeint ist Chris von Rohr, der seit Mitte der 70er-Jahre in Solothurn und Umgebung ein fester Bestandteil der Rockszene war und schließlich in den 80ern mit seiner Band Krokus zum internationalen Top-Act aufstieg. Krokus zählen bis heute zu den wenigen Schweizer Bands, die mit dem Züricher Hallenstadion die größte Konzerthalle des Landes ausverkaufen konnten. Und noch immer werden sie als die einzige Schweizer Rockgruppe geführt, die sich live auch in den USA über längere Zeit behaupten konnte.
1990/91 aber, als Chris von Rohr die Jungs von Krak kennenlernte, steckten Krokus in der Krise. Deren Gründungsmitglied von Rohr hatte Krokus zwischendurch verlassen und gehörte erst seit 1987 wieder zur Gruppe, aber der allmählich nachlassende kommerzielle Erfolg führte zu ständigen Umbesetzungen – und schließlich kehrte von Rohr der Band 1990 erneut den Rücken.
Nun hatte der renommierte Drummer, Bassist, Sänger und Produzent Zeit, und die widmete er den Musikern von Krak – gut möglich, dass er damit nebenbei auch seinen alten Krokus-Kollegen zeigen wollte, dass er das Rezept für eine erfolgreiche Rockband kannte. Und tatsächlich begann das Projekt vielversprechend. Zunächst benannten sich Krak um in Gotthard. Dabei soll das gleichnamige Bergmassiv an der Nordgrenze ihres Heimatkantons Tessin nicht die Hauptrolle gespielt haben: Das zweite T im Bandnamen wird im Logo der Gruppe üblicherweise auf den Kopf gestellt – was einen Phallus symbolisieren soll, wie immer wieder gerne betont wurde. Getrennt durch das verkehrte T sind damit die beiden Worte »got hard« zu ...