»Bester Alpenrock«
Das oft verwendete Schlagwort »Alpenrock« steht für die Musik Österreichischer, Schweizer und Deutscher Liedermacher, Rock ’n’ Roller und Rockgruppen, die seit den 70er Jahren ihre Musik über die Alpenkämme ins europäische Flachland bringen oder im Voralpenland beheimatet sind. Gemeinsames Kennzeichen dieser Musik ist der Gesang in der jeweiligen Landessprache bzw. ihrem landstrichtypischen Dialekt. Dazu kommen Anklänge an die lokalen Traditionen der Volksmusik sowie oft der Einsatz typischer Instrumente der Volksmusik wie Blas- und Streichinstrumente sowie die (Zieh-)Harmonika.
Bekannte Vertreter dieser Musikrichtung sind in der Schweiz Rumpelstilz und Gotthard*, in Deutschland die Spider Murphy Gang, Haindling und Konstantin Wecker*. In Österreich hat diese populäre Musikrichtung mit »Austropop« einen eigenen Namen. Dazu zählen mit den bekanntesten Vertretern Wolfgang Ambros, Peter Cornelius, Georg Danzer, Reinhard Fendrich, Marianne Mendt, Christina Stürmer und natürlich »Hubert von Goisern« von dem vorliegenden Album. Dank seiner vielen Aufenthalte in entlegenen Gebieten gibt der zusätzlich auch noch einen kräftigen Schuss Weltmusik in seine Musikmelange – eine insgesamt tolle, kräftige Mischung.
Die Ursprünge des Austropop lassen sich nach Wikipedia bis in das 19. Jahrhundert zum satirischen Theater mit Johann Nestroy und Ferdinand Raimund zurückführen. Es gab dann die Einflüsse des »Wienerlieds« mit dem berühmten »Nuschler« und Schauspieler Hans Moser, ja, der mit der berühmten »Reblaus«. Es folgte das österreich-schweizerische Duo »Pirron und Knapp« mit in Dialekt geschriebener Kabarettmusik.
In den 1950er und 60er Jahren entwickelte sich auch in Österreich mit Peter Alexander und Udo Jürgens der Schlager zu einer immer beliebteren Musikrichtung. Allerdings werden die Schlagerinterpreten in Ermangelung typischer Elemente dieses Genre gewöhnlich nicht zum Austropop gezählt. Zum eigentlichen Austropop kann man aber bereits die in den 60er Jahren aktive »Worried Men Skiffle Group« mit ihrem Glaubst i bin bled zählen.
Ende der 60er Jahre und Anfang der 70er Jahre startete die Erfolgswelle des Austropop mit Songs von Marianne Mendt Wia a Glock’n (1970); Georg Danzer Weiße Pferde, Tschik und dem legendären Wixerblues von 1976; Wolfgang Ambros Schifoan … is des leiwandste, Zwickst me; Reinhard Fendrich Strada del sole, Macho, Macho und auch die Wiener Pop-, Rock- und Politband »Schmetterlinge«. In den 80ern wurde die Szene bereichert durch Künstler wie Falco, die Bands Opus und die Erste Allgemeine Verunsicherung, und last not least eben unser Hubert von Goisern.
Bad Goisern am Hallstättersee ist eine Marktgemeinde in Oberösterreich im Bezirk Gmunden im Salzkammergut mit rund 7500 Einwohnern. Am 17. November 1952 wurde in dem Kurort ein gewisser Hubert Achtleitner geboren. Schon mit fünf Jahren erklärte er seinen Eltern, er wolle Dirigent werden. Musikunterricht konnte sich die Familie allerdings nicht leisten. So tritt Hubert mit zwölf Jahren der örtlichen Blaskapelle bei und lernt auf einem Leihinstrument der Kapelle Trompete spielen. Schon drei Jahre später wird der aufmüpfige Bursch aus der Blaskapelle herausgeworfen – wegen Meinungsverschiedenheiten mit dem Leiter über das Programm und seinen langen Haaren.
Ohne Trompete bringt er sich zuerst selbst Gitarre spielen bei, nimmt später Unterricht für Gitarre, Trompete und Klarinette. Sein Großvater schenkt ihm eine »Steirische«, eine diatonische Ziehharmonika, die für ihn aber damals der Inbegriff des ewig Gestrigen darstellt und die er deshalb ungespielt in die Ecke stellt. Es folgen Sessions mit Gleichgesinnten, die Gründung einer ersten Band und einige Eigenkompositionen.
Damals entdeckte er den Blues, hörte Taj Mahal, Alexis Korner, Jimmy Hendrix, Ravi Shankar, John McLaughlin sowie Miles Davis; um damit in neue Klang- und Spielwelten einzutauchen. Und an einem Sommertag im Freibad lernte er Ingrid kennen, die er heiratete, »weil sie die Erste war, die mich hat küssen wollen«.
Ingrid forderte allerdings von ihm, sich von seiner anderen Liebe, der Musik, zu trennen. Und er hat nachgegeben. Zu diesem Zeitpunkt war ihm anderes wichtiger, und er erkannte nicht die Bedeutung der Kraft, die von der Musik für ihn ausging. Davor, als Kind, hatte ihn die Musik emotional stark beeinflusst. Doch diese Kraft schien untauglich für das was jetzt wichtig war. Also unterdrückte er seinen Drang, abends im Dunkeln durch Goisern streifen und zu erleben, wie dann die Straßenlaternen, die Sterne und alle Lichter in den Fenstern zu Tönen und Melodien wurden.
Was war er für ein Junge, der zu heulen anfing, wenn er Musik hörte und sich in der Schule nicht konzentrieren konnte, wenn beim Blick nach draußen die Bäume ihre Farbe und die Wolken ihre Form wechselten? Alles an Hubert war unmäßig. Wozu war diese überbordende Energie